Unterscheidungszeichen NRW: Was es mit den ersten Kennzeichenbuchstaben auf sich hat

Wie ist ein Nummernschild aufgebaut? Wie viele und welche Kennzeichen gibt es in Nordrhein-Westfalen? Welche werden überhaupt nicht mehr vergeben? Wie sehen die Kennzeichen der Landesregierung aus? Worauf muss ich achten, wenn ich ein bestimmtes Kennzeichen haben will?
Eine sehr kurze Erläuterung zu den Bestandteilen eines amtlichen Kfz-Kennzeichens
Gleichgültig, ob die Zulassung eines Kraftfahrzeugs in Nordrhein-Westfalen, Bayern oder Sachsen erfolgt: Die Nummernschilder sehen in allen Bundesländern gleich aus. Das Euro-Kennzeichen existiert in Deutschland seit 1994 und weist von links nach rechts folgende nicht verhandelbaren Details auf:
• blaues Feld mit EU-Emblem und Landeskennung (D)
• Unterscheidungszeichen des Zulassungsbezirks (ein bis drei Buchstaben)
• TÜV-Plakette und Stempel der Zulassungsstelle
• Erkennungsnummer (ein oder zwei Buchstaben sowie eine bis vier Ziffern)
Nostalgie auf dem Nummernschild: Regionalkürzel in Nordrhein-Westfalen
Aktuell (2022) gibt es in Nordrhein-Westfalen 72 gültige Unterscheidungszeichen von Zulassungsbezirken. Von den rund 90 Regionalkürzeln des Bundeslandes waren im Jahr 2012, nach zahlreichen Gebietsreformen, zunächst nur noch etwas mehr als die Hälfte übrig.
Die 53 offiziellen Unterscheidungszeichen in Nordrhein-Westfalen vor November 2012
AC - Aachen
BI - Bielefeld
BM - Erftkreis (Bergheim)
BN - Bonn
BO - Bochum
BOR - Kreis Borken
BOT - Stadt Bottrop
COE - Kreis Coesfeld
D - Düsseldorf
DN - Düren
DO - Dortmund
DU - Duisburg
E - Essen
EN - Ennepe-Ruhr-Kreis
EU - Euskirchen
GE - Stadt Gelsenkirchen
GL - Rheinisch-Bergischer-Kreis (Bergisch-Gladbach)
GM - Oberbergischer Kreis (Gummersbach)
GT - Gütersloh
HA - Hagen
HAM - Hamm
HER - Stadt Herne
HF - Herford
HS - Heinsberg
HSK - Hochsauerlandkreis
HX - Höxter
K - Köln
KLE - Kleve
KR-Krefeld
LEV - Leverkusen
ME- Kreis Mettmann
LIP - Lippe
MG - Mönchengladbach
MH - Mülheim an der Ruhr
MI - Minden-Lübbecke
MK - Märkischer Kreis in Lüdenscheid
MS - Münster
NE - Rhein-Kreis Neuss
NRW - Landesregierung und Landtag Nordrhein-Westfalen
OB - Oberhausen
OE - Olpe
PB - Paderborn
RE - Recklinghausen
RS - Remscheid
SG - Solingen
SI - Siegen
SO - Soest
ST - Steinfurt
SU - Rhein-Sieg-Kreis (Siegburg)
UN - Unna
VIE - Viersen
W - Wuppertal
WAF - Warendorf
WES - Wesel
Mehr Vielfalt durch Kennzeichenliberalisierung
Seit dem 1. November 2012 können die Länder beim Bundesverkehrsministerium Regionalkürzel wieder freischalten lassen, die bis dato weggefallen waren. Von den 40 Altkennzeichen in Nordrhein-Westfalen wurde annähernd die Hälfte reaktiviert. Wer ein Auto zulässt oder ummeldet, kann selbst entscheiden, ob sie/er das ursprüngliche Regionalkürzel oder die Buchstabenkombinationen aus Nummernschild prägen lässt. Im Jahr 2021 waren auf den Straßen des Bundeslandes immerhin rund 870.000 Fahrzeuge mit Altkennzeichen unterwegs.
Die 19 wiederbelebten Unterscheidungszeichen in NRW
AH - Ahaus
BF-Burgsteinfurt
BLB - Bad Berleburg
BOH - Bocholt
CAS - Castrop-Rauxel
DIN - Dinslaken
ERK - Erkelenz
GK - Selfkantkreis Geilenkirchen
GLA - Gladbeck
JÜL - Jülich
LP - Lippstadt
LÜN - Lünen
MO - Moers
MON - Monschau
SLE - Schleiden
TE - Tecklenburg
WAN - Wanne-Eikel
WAT - Wattenscheid
WIT - Witten
Lokaler Gegenwind für das Comeback der alten Regionalkürzel
Nicht in allen Landkreisen und Kreisstädten stieß die Idee der Kennzeichenliberalisierung auf Begeisterung. Einige Zulassungsbezirke lehnten die Wiedereinführung der Altkennzeichen ab. Begründung: Die Reaktivierung der Regionalkürzel wirke dem Zusammenwachsen der Landkreise entgegen, die im Zuge der Gebietsreformen kreiert wurden.
Die 21 nicht mehr ausgegebenen Unterscheidungszeichen in NRW (aktueller Zulassungsbezirk in Klammern, ansonsten Aufteilung des alten Bezirks auf mehrere Landkreise)
AL - Altena (Märkischer Kreis)
AR - Arnsberg (Hochsauerlandkreis)
BE - Beckum
BRI - Brilon (Hochsauerlandkreis)
BÜR- Büren
DT - Detmold (Kreis Lippe)
GEL - Geldern
GV - Grevenbroich
HW - Halle/Westfalen (Gütersloh)
IS - Stadt und Kreis Iserlohn (Märkischer Kreis)
KK - Kempen-Krefeld
LE - Lemgo (Kreis Lippe)
LH - Lüdinghausen
LK - Lübbecke (Minden-Lübbecke)
LS - Kreis Lüdenscheid (Märkischer Kreis)
LÜD - kreisfreie Stadt Lüdenscheid (Märkischer Kreis)
MES - Meschede (Hochsauerlandkreis)
OP - Rhein-Wupper-Kreis, Opladen
RY - Rheydt (Mönchengladbach, Stadt)
WAR - Warburg
WD - Wiedenbrück (Gütersloh)
NRW - das Unterscheidungszeichen des Landes
Das Fahrzeuge aus dem Fuhrpark der Landesregierung und des Landtag Nordrhein-Westfalen trugen von 1956 bis 1989 das Landeskürzel RWL für "Rheinisch-Westfälischer Landtag" auf dem Nummernschild. 1988 löste die Buchstabenkombination NRW das bisherige Kürzel bei Neuzulassungen ab. Ein weiteres Merkmal der Regierungsfahrzeuge sind zwei Zifferngruppen anstelle der Buchstaben und Ziffern als Erkennungsnummer. Die erste, ein- bis zweistellige Zahl bezieht sich auf die Landesbehörde, der das jeweilige Fahrzeug zugeordnet ist. Die zweite Zifferngruppe kann bis zu drei Stellen haben und ist der Person zugeordnet, die das Fahrzeug nutzt.
Die Kennzahlen (erste Zifferngruppe) der obersten Landesbehörden in NRW :
1 - Landesregierung/Landtag
2 - nicht belegt
3 - Staatskanzlei
4, 5, 6 - Innenministerium inklusive Polizei
7,8 - Innenministerium inklusive Katastrophenschutz
Interessante Facts zu alten und neuen Kennzeichen
1) Kennzeichenmitnahme - weniger Bürokratie bei Ummeldung
Seit Anfang 2015 ist es bundesweit erlaubt; in Nordrhein-Westfalen war es bereits Jahre zuvor gängige Praxis: Wer umzieht, kann sein altes Nummernschild mitnehmen. Zwar muss der Wohnsitzwechsel der Zulassungsstelle nach wie vor mitgeteilt werden. Das obligate Prägen neuer Kennzeichen allerdings fällt weg.
2) Ein Wunschkennzeichen buchen
Nicht alle Buchstaben- und Zahlenkombinationen sind zugelassen oder noch frei. Es macht also Sinn, im Voraus zu prüfen, ob das betreffende Kennzeichen erhältlich ist und es sich dann gleich zu reservieren. Dies ist heutzutage durch das Projekt „i-Kfz“ möglich, welches seit Oktober 2019 aktiv ist und dafür sorgen soll die Zulassung des PKWs deutlich zu vereinfachen. So ist eine Buchung Ihres Nummernschildes bequem von zu Hause möglich.
3) Nicht erwünschte Kennzeichen
Manche Kombinationen aus Unterscheidungszeichen und den Erkennungsnummer ergeben eine Bedeutung, die gegen die guten Sitten verstößt. Es liegt im Ermessen der Zulassungsstellen, solche Kennzeichen nicht zuzuteilen. Einige Beispiel für generell nicht ausgegebene Buchstabenkombinationen:
• Rhein-Sieg-Kreis: SU FF
• Aachen: AC AB (Akronym für "All Cops Are Bastards" - "Alle Polizisten sind Bastarde")
• Moers: MO RD
4) Verbotene Erkennungsnummern
Folgende Buchstabenkombinationen mit Nazi-Codes sind in Nordrhein-Westfalen verboten: KZ (auch als Kombination des Unterscheidungszeichens K mit Z als Teil der Erkennungsnummer), HJ, NS, SA, SS.
5) Regionalkennzeichen ohne Wohnsitz vor Ort - geht das?
Schon. Allerdings nur mit einem kleinen Trick: Das Kfz muss auf eine Person zugelassen werden, die im Wunschbezirk wohnt. Die/derjenige braucht eine Vollmacht des Fahrzeugbesitzers sowie eine Empfangsberechtigung für die Papiere.